Zur Geschichte der Dörfer Lossow und Cocceji (Kreis Landsberg/Warthe) und seiner Bevölkerung von der Gründung 1774 bis zur Vertreibung 1945.

Die geographische Lage im Warthebruch

Die Dorfgründung

Die Dörfer Cocceji-Neuwalde, - Neudorf und - Stubbenhagen

Die wirtschaftliche Lage

Wonach die Dörfer benannt wurden

Das Warthehochwasser von 1779/ 1780

Warthebewallung und Trockenlegung im Raum Lossow

Der Dorfplan von Lossow von 1777 mit den 36 Losen

Über die Kirche und Schule sowie die Küster, Lehrer und Pfarrer/Prediger von Lossow

Verkehrswege von und nach Lossow

Die politische Entwicklung 1815 bis 1944

Liegenschaftsbücher

Standesamtsbücher

Statistik: Aus Büchern und Landkarten über die Dörfer

Dorfschulzen bzw. Bürgermeister oder Gemeindevorsteher sowie zuständige Amtsvorsteher dazu

Die Windmühle von Lossow, der Gasthof mit Kolonialwarengeschäft

Windmühle, Läden und Gasthöfe, das Schöpfwerk von Cocceji

Einige Langzeit - Bewohner von Lossow

Das Kriegsende 1945 in Lossow

Die Bewohner von Lossow 1936/1945

 

 

 

Die geographische Lage im Warthebruch

Das Straßendorf Lossow lag sehr dicht am nördlichen Ufer der Warthe. Es hatte immer eine sehr komplizierte Außenform und 1774 lag sogar der dreieckige Zipfel im Süden etwa 200 Meter vom Rest des Dorfes entfernt. Im Osten des Dorfes gab es immer den Zipfel vom Los 9 mit etwa 30 Morgen Nutzfläche (1 Hektar = 3,9166 Morgen) und dem Hof direkt dort am Warthewall.

1774 nannte man die Gegend um unsere Dörfer bereits Kreis Landsberg, der als Teil der Neumark von seiner Hauptstadt Küstrin aus verwaltet wurde. Der Präsident der Neumärkischen Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin war 1775 der Graf von Logau.

Die Dörfer C-Neuwalde und C-Neudorf lagen sehr dicht am nördlichen Ufer der Warthe zwischen dem Dorf Lossow und dem Flüsschen Klemente und zwei Landzipfel reichten sogar direkt an den nördlichen Warthewall (Warthedeich) heran. Cocceji-Stubbenhagen war nie ein selbstständiges Dörfchen, sondern immer ein Anhängsel (das bis an den Wall reichte) zu C-Neuwalde. Ein anderer Zipfel von C-Neuwalde umschloss den Südosten vom Dorf Gerlachsthal und berührte dort den Warthewall, wo Carl Gottschalck, der älteste Vorfahre des Verfassers dieser Dorfgeschichte, 1774 ein Stück Land von 30 Morgen Nutzfläche (Los 16) erhielt.

Cocceji und Lossow lagen ca. 15 km SW der Stadt Landsberg, ca.14,5 km SSO von d. Stadt Vietz und  etwa 30 km östlich von Küstrin, also östlich der Oder.

1767 bis 1782 wurde die Hauptarbeit der Urbarmachung des Warthebruches geleistet und besonders 1771/ 1773 wurde der Warthewall hier bei Lossow zwischen Giesenaue bis Fichtwerder an beiden Ufern der Warthe fertiggestellt. Um 1770/1786 verliefen die grundherrschaftlichen Grenzen hier dicht bei Lossow: Ober Gennin, Unter Gennin, Alt Gennin (Genninscher Warthebruch) und Sophienaue waren königlicher Domänenbesitz, aber Landsberger Holländer, Makole, Karlsfelde, die Taubenwiese, Ludwigsthal, Bergenhorst, Johanneshof, Klementenschleuse, Friedrichsthal, Friedrichshorst und Christiansburg waren auf dem Boden der Stadt Landsberg errichtet worden. Der Adel, z.B. die Fanilien von Waldow und von Reitzenstein, besaßen die Siedlung Hammerecke (umschlossen von der Warthe und Landsberger Holländer) und sonst gegenüber der Warthe die Dörfer Hammer, Neudorf, Neuwalde, Költschen sowie Scheiblersburg und Streitwalde. Albrechtsbruch und Schartowsthal dagegen gehörten dem Johanniterorden. der sein Hauptquartier in Sonnenburg hatte.

Die Dorfgründung

Als dann um 1771/1774 die neuen Gemeinden Raumerswalde, Gerlachsthal, Cocceji und Lossow gegründet wurden durch die Siedlungskommision unter Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff, entbrannten ernste Streitigkeiten zwischen den Adligen und der Stadt Landsberg. wo der genaue Verlauf der Grenze ihres Herrschaftsgebietes lag. Dieses Gebiet nannte man bis dahin Költschener Stadtbruch. Jetzt als das Gelände wertvoller wurde, meldete die Stadt Landsberg wieder erneute Ansprüche darauf an. Über diesen Streit hat der bekannte Heimatforscher Otto Kaplik 1937 in seincr Dorfgeschichte zu Landsberger Holländer sehr eingehend berichtet. Zwischen Dezember 1775 sind Dezember 1776 wurde dann eine Übereinkunft getroffen: Die neuen Siedlungen Gerlachsthal und Raumerswalde (incl. d. östl. Ortsteil von Raumerswalde, genannt die Netzstätten) wurden der Stadt Landsberg zugeteilt. während Lossow, Cocceji und Hanmerecke dem Adel zugesprochen wurden. Auch ein Streifen von 103 Morgen (genannt Költschener Wiesen gegenüber von Költschen an der Anlegestelle der Fähre wurde dem adligen Dorf Költschen zugeschlagen. Die Kolonisten von Gerlachsthal und Raumerswalde erhielten noch das Recht, als Fischer oder Schiffer sich je einen Kahn zu halten und sie hatten freien Zugang zur Warthe.

1774 wurden also gleichzeitig die Straßendörfer Cocceji- Neuwalde, Cocejj- Neudorf und Lossow gegründet auf adligem Grund und Boden. Damit hatte der Adel die Oberhoheit über diese Dörfer und den Grundbesitz bis etwa 1853 und das ist der Hauptgrund, wieso um 1930 und auch um 1999 so wenig Material über die Gründung dieser 3 Dörfer in Büchern u. Archiven in Deutschland und Polen auffindbar ist. Deshalb enthalten die Bücher über Lossow und Coceji auch so viele Fehler.

Lossow war seit 1774 im Osten begrenzt durch die 2-teilige Kolonie Raumerswalde, das Erbzinsgut/Kolonie Karlsfelde (später zu Landsberger Holländer L.H. eingemeindet) und durch Makole (immer Ortsteil v. L.H.). Im Norden lagen die beiden Entreprise (Unternehmungen) Christiansburg und Friedrichshorst (ztw. auch Johanneshorst genannt) und das Straßendorf Cocceji- Neudorf. Im Westen lag immer das Straßendorf Cocceji-Neuwalde und die Dorfstraße (Lossower Damm), die vom Zentrum in L.H. nahe der Kirche nach SW zum Warthewall führte. Von dieser Straßenkreuzung im Süden fand man nach 1 bzw. 1,7 km die Zufahrten zu den beiden Fähren nach Streitwalde bzw. Költschen und das Warthevorland hier gehörte bereits zum alten Dorf Költschen auf dem anderen Ufer der Warthe. Im Süden reichte Lossow mit den Losen 1 bis 8 direkt bis an den Warthewall heran und gegenüber bei Los 1 (über den Lossower Damm) lag Los 16 von C-Neuwalde, welches Carl Gottschalck, dem ältesten Vorfahren des Verfassers dieser Dorfgeschichte, 1774 mit 30 Morgen Nutzfläche zugeteilt wurde.

Die Dörfer Cocceji-Neuwalde, - Neudorf und - Stubbenhagen

Die Dörfer C-Neuwalde und –Neudorf lagen sehr dicht am nördlichen Ufer der Warthe zwischen dem Dorf Lossow und dem Flüßchen Klemente und zwei Landzipfel reichten sogar an den nördlichen Warthewall heran. C-Stubbenhagen war nie ein selbständiges Dörfchen, sondern immer ein Anhängsel (das bis an den Wall reichte) zu C-Neuwalde. Ein anderer Zipfel von C-Neuwalde umschloß den Südosten vom Dorf Gerlachsthal und berührte dort den Warthewall.

Das wichtigste Dokument für Cocceji und Lossow ist die Akte Rep.3/13331 im Archiv in Potsdam mit einer Tabelle, datiert Költschen den 27.Januar 1777, mit allen 72 Losen, den Namen der Losbesitzer, den Namen der 4 Großgrundbesitzer, der Größe der Nutzfläche je Losbesitzer, wieviel Taler jeder pro Jahr an Grundzinsen entrichten muß und zwar ab Trinitatis des Jahres 1781 (1. Sonntag nach Pfingsten). Man hatte 6 zinsfreie Jahre, da erst Ende 1774 die Dörfer komplett waren, so steht es in dieser Akte. Die eigentliche Erbverschreibung für die 72 Losbesitzer fehlt jedoch in dieser Akte.

  • 17 Lose C-Neuwalde Grundbesitzer ist 1777 der Hauptmann Carl Friedrich von Waldow aus Neuwalde
  • 2 Lose C-Stubbenhagen Grundbesitzer ist Adolph Friedrich von Waldow ausKönigswalde und Stubbenhaggen
  • 17 Lose C-Neudorf Grundbesitzer ist die Stiftung des Züllichauer Waisenhauses, vertreten durch dessen Direktor von Waldow aus Neudorf war am 29.10.1747 gestorben und hatte als Alleinerben das Waisenhaus eingesetzt, wodurch es ziemlich reich an Grundbesitz und Einfluß wurde weit über den Tod des Erblassers hinaus
  • 36 Lose Lossow Grundbesitzer ist Carl Siegesmund von Reitzenstein aus Hammer.

Von der ursprünglichen Feldeinteilung von Lossow 1774/ 1777/ 1785 ist kein Dorfplan mehr erhalten; jedoch ist es möglich, einen solchen Plan rückwirkend aus den noch im Archiv in Landsberg vorhandenen Kataster-Landkarten und Kataster- Büchern von 1865 bis 1944 zu entwickeln. Dabei halfen besonders die Linien der Feldeinteilung von 1865 und daß 3 Familien 1777 bis 1865 auf ihrem ersten Hof geblieben waren: Los 7/8 Koberstein, Los 12 Schüler, Los 34 Hohensee

Lossow war 1777 mit 36 Losen gegründet worden. 32 Lose a' 30 Mg Nutzfläche, Los 1 mit 36 Mg, Los 5 mit 20 Mg, Los 6 mit 20 Mg, Los 7 mit 40 Mg.

Die wirtschaftliche Lage

Lossow hatte 1777 eine Nutzfläche von 1076 Morgen oder 275 Hektar, dazu die Höfe, Straßen, Wege, Wassergräben, Fließe1 Feuchtflächen sowie die arg verwachsenen Stellen. 1777 wurde der Morgen in 180 Quadratruthen eingeteilt und 1 Ruthe (je 12 Fuß) war 3,766 Meter lang. Jeder Wirt (Landwirt) hatte pro Jahr 15 Thaler für 30 Mg bzw. 20 Thaler für 40 Mg an Grundzinsen zu zahlen. Bis 1820 lautete die Geldwährung 1 Reichsthaler = 24 Silber- Groschen = 288 Gold- Pfennige.

Die Kolonisten von Lossow konnten 1774 recht zufrieden sein mit ihren 30 Morgen, gab es doch in naher Nachbarschaft auch arme Dörfer wie Gerlachsthal, Raumerswalde und anfangs auch Klementenschleuse, wo es nur 5 Morgen Land je Familie gab oder Dühringshof und Bayershorst, wo es nur 10 Morgen je Familie gab für die Kolonisten. Man blickte aber auch neidisch auf die älteren Kolonisten-Dörfer Genninscher Holländer und Landsberger Holländer, wo man weit mehr Land pro Familie besaß als in Lossow. Lossow war somit zur Gründungszeit ein Dorf für Vollbauern; man mußte sich nicht zusätzlich als Tagelöhner in der Nachbarschaft verdingen.

Eigentlich herrschte in Preußen 1774 noch die Leibeigenschaft und besonders Kleinbauern, Kossäten und Tagelöhner waren oft per Vertrag verpflichtet, an 2 oder 3 Tagen in der Woche für ihren Grundherrn z.B.Adel oder Johanniterorden zum Niedriglohn zu arbeiten oder mit ihrem Pferdegespann für die Herrschaft zu arbeiten. Solche Pflichten d. Kolonisten zu Lossow sind heute in den Akten oder Büchern nicht auffindbar. Der Boden in Lossow war 1774 noch recht feucht und viele Kolonisten hatten damit große Probleme. So war noch bis 1790 ein dauerndes Kommen und Gehen auch weil die neuen Wassergräben, Kanäle und Wälle Probleme gaben. Im Archiv in Potsdam gibt es noch heute Kolonistennamen v. Lossow für 1774 (Rep.3,Nr.13556) und für 1775 (Rep.3,Nr.13557); letztere wurden in Landsberg 1943 als Buch herausgegeben : ,,Der Neumärker" Band 3 vom Verein für Geschichte der Neumark.

Heute gibt es noch im polnischen Archiv in der Stadt Landsberg eine Eigentümerliste für alle 36 Lose von Lossow vom 24. Dezember 1785. Das ist die Akte Nr.135 aus dem ehemaligen Stadtarchiv von Landsberg, genannt ,,Hauskataster" mit 36 Wohnhäusern, wobei Christian Friedrich Koberstein (geb.1753) die Lose 7 + 8 besitzt mit dem großen Doppelhaus. Auch ein Windmühlen- Meister Wels wohnt bereits auf Los 36 im Jahre 1785 (ab 1804 dann Martin Zielicke).

Wonach die Dörfer benannt wurden

Der Namensgeber war 1774 der damalige Oberst Daniel Friedrich von Lossow, Spross einer alten Adelsfamilie in Brandenburg. Er wurde 1721 in Malsow in Oststernberg geboren und starb 1783 in Goldap in Ostpreußen; zuletzt war er General- Leutnant.

Da die Familie von Lossow vor 1700 auch mal Besitzer des Dorfes Költschen war, war dies auch ein Grund, das neue Dorf nach Lossow zu benennen. Nach der Familie von Lossow wurde auch das Dorf Lossow südlich von Frankfurt/ Oder (westlich der Oder) benannt. Es war bereits im Jahre 1427 im Familienbesitz.

Der Namensgeber Freiherr Samuel von Cocceji war ein bedeutender preußischer Rechtsgelehrter und Rechtsreformer wie auch sein Vater Heinrich Freiherr von Cocceji (gest. 1719). Samuel von Cocceji (geb. 20.10.1679 in Heidelberg, gest. Okt, 1755 in Berlin) war 1727 auch mal Kriegsminister, 1730 Kurator aller preußischen Universitäten und Professor, 1746 Großkanzler und Chef der Justiz. Unter Friedrich dem Großen hatte er seit 1746 den Auftrag, das Preußische Allgemeine Landrecht zu reformieren und ein in deutscher Sprache verfasstes Gesetzbuch zu entwerfen, um die unzähligen vorhandenen königlichen Edikte abzulösen/aufzuheben. Erst 1794 erlangte das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten Gesetzeskraft wegen des Widerstandes der preußischen Stände.

Übrigens, die Einwohner der beiden Dörfer nannten ihre Heimat Kochsee oder Kochzeji = Cocceji.

Das Warthehochwasser von 1779/ 1780

Unerwartet brachte der Ausgang des Jahres 1779 verderbliches Hochwasser der Warthe. Gerade an dem Tage, der sonst ein Freudentag für alt u. jung war, am 25. Dezember, ergossen sich die entfesselten Wassermassen in das Bruch. Am rechten Wartheufer nahe der Klementenschleuse und am linken Wartheufer bei Költschen durchbrachen sie die Wälle. Böse sah es nun im Bruch aus. Die Kolonisten waren in Not und Verzweiflung. Die 1767 errichtete 4teilige Holzbrücke bei Fichtwerder über die Warthe wurde wieder weggerissen von den Fluten wie auch schon 1771. Ab 1784 gab es dann nur noch Fährbetrieb fortan und ab 3.12.1929 dann eine neue lange Brücke aus Stahl und Beton. Das Hochwasser wollte sich auch im April und Mai 1780 nicht verlaufen, da kam im Juni ein neues Hochwasser, das die laufenden Ausbesserungsarbeiten wieder vernichtete. Das Hochwasser wütete also etwa ein 3/4 Jahr und die Verantwortlichen der Deichverwaltung mussten schleunigst daraus Lehren ziehen, Wälle verstärken und das Kanalsystem verändern und Stauungen im Hauptflussbett der Warthe beseitigen, d.h. die Warthe noch mehr begradigen.

Ein Bericht vom 10. Februar 1780 besagt:

4 Menschen ertranken, sowie 4 Pferde, 34 Stück Rindvieh, 41 Schweine. 2591 Menschen, d.h. 797 Familien waren obdachlos im Raum Lossow und mussten mit ihren 409 Pferden und 2067 Rindern woanders untergebracht werden. Ihre Häuser, Felder und Fluren standen unter Wasser. Das Unheil hatte getroffen.: 87 Familien in Genn. Warthebruch, 70 in Brenkenhofsfleiß, 53 in Albrechtsbruch, 51 in Blumenthal, 50 in Friedrichsberg, 50 in Landsberger Holl., 48 in Raumerswalde, 46 in Spiegel, 42 in Lossow, 40 in Gerlachsthal, 35 in Cocceji, 28 in Klein Malta, 25 in Saratoga und 24 in Altona. Die übrigen 148 obdachlosen Familien waren aus Stuttgardt, Neu Dessau, Schartowsthal, Klein Mannheim, Philadelphia, Quebeck, Korsika, Sabinenhof, Louisa, Roßwiese, Bergenhorst, Hopfenbruch und Klementenschleuse. Außerdem waren noch Teile der Feldmarken von 21 anderen Dörfern unter Wasser gesetzt worden

Dieses Unglück ist bereits in Büchern festgehalten und die Nöte der Dörfer und Hilfeleistungen damals sind in zahlreichen Akten noch heute im Archiv in Potsdam nachlesbar: Rep.3/Nr.12860 u. 12870 wegen Cocceji und Lossow, Rep.3/Nr.13193, 13349 und 13350 wegen Klementenschleuse, Johanneshof und Friedrichsthal

Warthebewallung und Trockenlegung im Raum Lossow

Taugliche und dauerhafte Wälle an beiden Ufern der Warthe wurden erst 1767 bis 1782 angelegt zwischen Morrn und Priebrow. Das war die Voraussetzung zur Gründung von Lossow. Um Ackerland zu entwässern und Hochwasser abzuleiten waren die wichtigsten Maßnahmen

a) Die Warthe wurde an vielen Stellen zwischen Landsberg und Fichtwerder ab 1769 begradigt.

b) Der Brenkenhof-Kanal von Derschau kommend wird über Költschen/ Scheiblersburg mit dem Ledling in Richtung Alt Limmritz um 1772 verbunden.

c) Bei Kriescht wird 1772 der Heinrichskanal eröffnet zur Beschleunigung des Wasserabflusses bei Hochwasser.

d) 3 alte Fließe von der alten Warthe bei Albrechtsbruch ins Hinterland werden 1772 von der Warthe abgetrennt.

e) Die Klemente wird bei Johanneshof sowie bei Gerlachsthal/ Cocceji im Herbst 1772 von der Warthe getrennt und bei Unter Gennin durch den Parallelgraben und Sophienauer Kanal in den 24-füßigen Sommergraben weitergeleitet. Dieser Graben führt von Wepritz nach Fichtwerder.

f) Etwa ab 250 Meter nördlich der Költschener Fähre ab Parallelgraben gibt es einen Fließ in Richtung Lossower Kirche, dann durch Cocceji-Neuwalde und weiter in die Klemente.

Etwa ab 1000 Meter südwestlich der Lossower Kirche gibt es einen Fließ ab Parallelgraben durch Cocceji- Neuwalde, der dann den Grenzgraben von Gerlachsthal bildet und weiter in die Klemente fließt. Mehrere Fließe gibt es ab Parallelgraben in Hammerecke, die durch Landsberger Holländer, Coccejj und Lossow weiter in die Klemente fließen.

g) Bei Woxholländer wird die Warthe begradigt (genannt Gerlachskanal) und der Woxfluß (ehemalige Abzweigung von der alten Warthe) von der Warthe getrennt. Beides wird Juli 1782 in Betrieb genommen. Der Friedrichskanal von Reinickenhof über Ulrika nach Küstrin wird als neue Warthe gebaut und Juni 1782 eröffnet. Ahnliche Wasserstauungen und Hochwasser bei Klementenschleuse und Lossow wie Dezember 1779 bis Sommer 1780 sollten durch diese drei Maßnahmen nicht mehr passieren.

h) 1786 wird die Einmündung der Warthe in die Oder bei Küstrin verlegt, um Wasserstauungen dort zu verringern.

i) 1836/ 1840 wird ein weiterer Kanal bei Kriescht gebaut (Wissmann-Kanal) zum schnellen Abfließen von Hochwasser.

j) Um 1828/ 1832 wird ein neuer Wall zwischen Sonnenburg und Küstrin angelegt als Hochstraße und um 1890 werden weitere Wälle bei Herrenwerder und Warnick angelegt mit 2 Schöpfwerken, die um 1910 noch als Dampfschöpfwerke verstärkt wurden. Auch nach 1929 wurden Wälle weiter erhöht.

k) Das Schöpfwerk in Cocceji- Stubbenhagen am Wall wurde wohl erst nach 1918 errichtet

Der Dorfplan von Lossow von 1777 mit den 36 Losen

Hier nun die Liste der Losbesitzer aus der Akte Rep.3/Nr.13331 im Landeshauptarchiv in Potsdam und einiges über die Herkunft der Kolonisten aus den Kolonistenlisten von 1774 bzw. 1775.

Es folgt im Original eine Liste von Namen.

Über die Kirche und Schule sowie die Küster, Lehrer und Pfarrer/Prediger von Lossow

Abhandlung kann dem Original entnommen werden.

Verkehrswege von und nach Lossow

Ein Dorfplan von Gerlachsthal von 1791 sowie das Urmesstischblatt von Költschen von 1822 (Maßstab 1:25000) zeigen nur die Straße auf dem Wall und weder den Weg zur Fähre nach Streitwalde noch die Straße von Gerlachsthal nach Cocceji- Neudorf mit der Klementenbrücke und die Fortsetzung der Straße vom ehemaligen Vorwerk Sophienaue über Ober Gennin nach Dühringshof. Die Fähre von Klementenschleuse nach Plonitz ist bereits auf Landkarten von 1822 eingezeichnet und die Straße von Lossow durch Cocceji- Neudorf und über eine andere Klementenbrücke nach Sophienaue gab es auch 1822 bereits. Von Gerlachsthal oder Lossow gelangte man auf dem Wall zur Fähre nach Költschen.

Költschen ist ein altes Dorf, das z.B. im Landbuch von Karl IV um 1375/ 1376 als Lehnbesitz des Peter von Lossow ausgewiesen ist, während dort Königswalde als Lehnbesitz des Johann von Waldow eingetragen ist. Bei Költschen gab es seit ewigen Zeiten schon eine Fähre und Fischereibetrieb, denn gegenüber gab es die Költschener Wiesen (auch Költschener Fischerland genannt). Dort wo der erste Teil von Raumerswalde im NO im Jahre 1771 entstand (zuvor genannt die Netzstätten), trockneten und reparierten die Költschener Fischer ihre Netze. Die Straße von Zielenzig über Meekow nach Költschen wurde aber erst 1926/1932 befestigt d.h. verbessert. Die alte Reichsstraße 114 von Küstrin über Kriescht nach Schwerin/ Warthe und Posen war bereits 1829/1834 ausgebaut worden, aber die Abzweigung davon über Beaulieu und Streitwalde zur Fähre nach Gerlachsthal wurde erst etwa 1887 gebaut.

Übrigens, die ausgebauten Landstraßen nannte man 1900 Kreis- Kunststraßen. Die Straße von Dühringshof nach Gerlachsthal ist in Büchern mit 7,65 km Länge angegeben und sie wurde erst 1887 fertiggestellt. Dann setzte wohl erst der richtige Fährbetrieb von Gerlachsthal nach Streitwalde, Albrechtsbruch und Schartowsthal ein mit der Wagenfähre. Durch diesen Straßenbau mussten zahlreiche Eigentümer in Gerlachsthal, Cocceji-Neuwalde und Cocceji-Neudorf etwas Land abtreten. Die Straße von Fichtwerder nach Kriescht (dazwischen die Fähre seit 1784) hatte man um 1890 ausgebaut und am 3.12.1929 ging dann die Stahlbrücke in Betrieb mit der anschließenden langen Betonbrücke über das Warthevorland bei Brückendorf. Seit 1767 gab es hier eine 4-teilige Holzbrücke, die bis 1784 immer wieder durch Eisgang oder Hochwasser zerstört wurde. Auch die Landstraße von Louisa über Saratoga, Woxfelde nach Sonnenburg hatte man 1928/ 1929 ausgebaut.

Seit 1857 gab es die Eisenbahnstrecke (Ostbahn) von Frankfurt/O nach Küstrin und weiter über Vietz, Döllensradung, Dühringshof nach Landsberg. Ab etwa 1895 bis 1915 wurde die Kleinbahn von Küstrin nach Hammer (Oststernberg) mit Umsteigemöglichkeit nach Landsberg gebaut. Der 1.Teilabschnitt bis Sonnenburg ging schon 1896 in Betrieb, dann ab 15.1.1915 über Alt Limmritz, Kriescht, Beaulieu, Költschen nach Hammer wurde der Rest in Betrieb genommen. Ab 1932 war dann Lossow recht gut an den Rest der Welt angeschlossen per Straße, Bahn und Fähre. Da aber das 1000- jährige Reich nur noch 13 Jahre dann dauerte, waren die größten Nutznießer dann die Rote Armee 1945 und anschließend die Polen. Das Warthebruch wurde der polnischen Verwaltung übergeben und zum Dank wurde unser Lossow dann in Wlostow umgetauft.

 Natürlich spielte der Schiffsverkehr auf der Warthe in früheren Zeiten eine wichtige Rolle, der aber immer mehr an Bedeutung verlor. Besonders Baumaterialien und Kohle kamen per Schiff nach Vietzer Ablage, Woxholländer, Fichtwerder, Raumerswalde oder Költschen. Als aber 1919 nach dem 1. Weltkrieg die Provinz Posen und Westpreußen wieder polnisch wurden, war nicht mehr viel auf der Warthe los, da ja die Warthe nur etwa 40 km östlich von Landsberg die polnische Grenze durchfloss.

Die politische Entwicklung 1815 bis 1944

Die Frondienste in Brandenburg wurden für viele Tagelöhner, Landarbeiter und kleine Landbesitzer Stück für Stück ab 1807/1813 aufgehoben und ab 1811/1815 wurde die Verwaltung des preußischen Staates umorganisiert. Nach dem Niedergang von Napoleon und der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress 1814/ 1815 wurde Brandenburg auch neu gegliedert in den Kreisen und es gab ab 1815 die beiden Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt/ Oder. Frankfurt war nun für die ganze Neumark u. das Warthebruch zuständig und auch für die Kreise Sternberg und Landsberg. 1873 wurde Sternberg in Ost- und Weststernberg geteilt und 1892 wurde vom Kreis Landsberg der Stadtkreis Landsberg abgeteilt, weil die Einwohnerzahl der Stadt 25000 erreicht hatte. Lossow gehörte weiterhin zum Landkreis Landsberg. Die Stadt hatte 1939 bereits 48000 Einwohner. Trotzdem blieb die Stadt Landsberg (der Magistrat) für viele Belange unseres Lossow die maßgebende Behörde.

Liegenschaftsbücher

Um 1850/ 1860 wurden die Zinsen bzw. Steuern auf Grund und Boden und Häuser auf die allgemeine Grundsteuer des Staates umgestellt und 1865 dann die Katasterbücher oder auch Liegenschaftsbücher in Brandenburg eingeführt. Das Katasteramt war in Landsberg. Das Liegenschaftsbuch von Lossow 1865 bis 1944 liegt heute im polnischen Archiv in Landsberg und auch eine Kataster- Landkarte dazu. All das konnte für diese Dorfgeschichte mit verwendet werden. Laut Eröffnungsliste des Katasterbuches von 1865 gehörte ganz Hammerecke zu dieser Zeit zu Lossow und nicht etwa zu Landsberger Holländer. Auch um 1765 gehörte Hammerecke (auch Költschener Holländer genannt) verwaltungsmäßig nicht zu L.H. oder der Stadt Landsberg sondern den adligen Eigentümern in Hammer und Költschen und sogar zum Sternberger Land. Um 1800/ 1815 hatte man wegen der Begradigung und Verlagerung des Hauptflußbettes der Warthe Hammerecke dem Dorf Lossow angegliedert und dem Kreis Landsberg. Hammerecke hatte um 1865 8 Höfe. 1879 wurde dann Hammerecke wegen der geographischen Lage dem Dorf  L.H. angegliedert, jedoch das Los 37 von Lossow (eine Exklave in L.H.) mit einer Schmiede bzw. Stellmacherei und etwa 5 Mg blieb bei Lossow. Keine Akte in Potsdam oder Landsberg gibt Hinweise, wann das Los 37 zwischen 1786 und 1865 zu Lossow kam. Ebenso findet sich nichts in den Akten, wann zwischen 1800 und 1855 das Land für Kirche und Friedhof sowie die Schule mit dem umgebenden Schulland (zusammen etwa 1O,7Ng)von den Költschener Wiesen dem Dorf Lossow zugeschlagen wurde.

Standesamtsbücher

vom ehemaligen Kreis Landsberg liegen heute bei einer Behörde in der Stadt Landsberg und nur wenige liegen bereits im polnischen Archiv in Landsberg. Abschriften daraus können stark verteuert bei der polnischen Botschaft in Berlin beantragt werden. 1932 gab es das Standesamt genannt Raumerswalde, das für Gerlachsthal, Raumerswalde, Cocceji und Lossow zuständig war. Tatsächlich wurden jedoch die Bücher bis 1944 in Lossow geführt von Herrn Richard Blocksdorf. Sein Vater Emil Blocksdorf, der 1936 starb, führte auch zeitweise diese Bücher. Vom Standesamt Raumerswalde/ Lossow sind z.Zt. Geburten 1885 bis 1896, Heiratsregister 1875 bis 1890 und Sterbefälle 1874 bis 1888 bereits im polnischen Archiv in Landsberg und im poln. Standesamt in Landsberg liegen heute Geburten 1882 bis 1901, 1905 bis 1938, Heiratsregister 1882 bis 1938 und Sterbefälle 1882 bis 1900, 1904 bis 1938.

Das Standesamt von Landsberger Holländer war auch für Johanneshof, Friedrichsthal und Klementenschleuse zuständig. Auch in Ludwigshorst, (bis 1929 in Bergenhorst), im Dorf Gennin, in Alt Gennin, Ober Gennin und Giesenau gab es bis 1945 Standesämter.

Seit 1998 gibt es auch ein gutes Bestandsverzeichnis für heute vorhandene Kirchenbücher und Standesamtsbücher vom ehemaligen Brandenburg östlich von Oder und Neiße in polnischen und deutschen Archiven, verfasst von Georg Grüneberg in Lenzen an der Elbe.

Statistik: Aus Büchern und Landkarten über die Dörfer
Lossow 1774 1809 1818 1840 1861 1875 1905 1925 1933 1939
Einwohner   ca240 ca265 ca280 266 ca250 224 222 215 186
Wohnhäuser 36 38 38 38 36 36 38 39 39 39
C-Neuwalde und Stubbenhagen                    
Einwohner   ca128 ca171 274 261 244 231 172 150 148
Wohnhäuser 19 19 24 39 41 44 45 37 37 39
C-Neudorf                    
Einwohner   ca115 ca142 190 192 166 127 132 133 115
Wohnhäuser 17 17 20 26 30 30 28 30 29 29

Lossow hatte 1905/ 1932/ 1944 eine Bruttofläche incl. aller Wege, Straßen, Gewässer von 291 ha oder 1139,7Mg. 1774/ 1777 hatte Lossow eine nur wenig geringere Gesamttfläche (ohne Kirch- und Schulland und ohne Los 37); man benannte für Lossow eine Nutzfläche von 1076 Morgen. Ganz Cocceji hatte 1774/ 1777 36 Lose mit einer Nutzfläche von 1090 Morgen.

C-Neudorf hatte 1905/ 1932/ 1944 eine Bruttofläche von 140,2 ha = 549,1 Morgen, während C-Neuwalde (incl. Stubbenhagen) 168,6 ha = 659,5 Morgen hatte. Ganz Cocceji hatte 1809 243 Einwohner und 1817 313 Einwohner.

Dorfschulzen bzw. Bürgermeister oder Gemeindevorsteher sowie zuständige Amtsvorsteher dazu

In Kolonistenlisten, Dorfakten, Schulakten oder Kirchenakten kommen vereinzelt die Namen der Dorfschulzen vor, auch teilweise die Namen von 1 oder 2 Gerichtsschulzen/ Gerichtsleuten, die bei einfachen Dorfstreitigkeiten richten sollten oder als Zeuge bei Besprechungen fungierten.

Gemeindevorsteher waren:

In Lossow 1784 Bettin, Martin; 1793 Uckrow, Gottlieb; 1852 Koberstein, Karl Daniel; 1865 Koberstein, Wilhelm Adolph Franz, 1929 Just, Berthold; 1940/1945 Zielicke, Richard.

in C-Neudorf 1777 Lück, Johann für ganz Cocceji; 1819/1827 Kraetke, Georg; 1865/1866 Gustavus, Joh. Gottlieb; 1927/1945 Schwabe, Max

in C-Neuwalde 1839/1853 Gottschalk, Joh. Friedrich; 1927/1930 Wehlitz, Gustav; bis 1944 Blocksdorf, Paul

Der Chef mehrerer Gemeindevorsteher hieß 1875 und 1945 Amtsvorsteher. Für den Amtsbereich Gerlachsthal, Raumerswalde, Lossow, Cocceji- Neudorf und Cocceji- Neuwalde hießen diese

um 1885 Freitag, Friedrich David aus Lossow (geb. 1830); 1905 und 1927 Freitag, Paul senior aus Lossow (geb. 1864); 1929 bis 1938 Giese, Erich aus Cocceji- Neudorf; 1939 bis 1945 Wehlitz, Richard aus Cocceji- Neuwalde

Die Windmühle von Lossow, der Gasthof mit Kolonialwarengeschäft

Mindestens seit 1785 gab es die Windmühle auf Los 36 in Lossow laut einer Akte im polnischen Archiv in Landsberg. Die Literatur von 1809 und Landkarten von 1822 nennen auch eine vorhandene Windmühle. Zwischen 1910 und 1925 wurden die Windmühlen- Flügel demontiert und der Mühlenmeister Richard Zielicke mahlte das Korn fortan per Elektroantrieb.

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Eine Schankstube/ Krug gab es mindestens seit 1809 in Lossow auf Los 36, wie das berühmte Buch von F.W.A. Bratring angibt. Dort wird auch für 1809 bereits eine Schmiede bzw. Stellmacherei genannt.

Jahr Schankwirt bzw. Gastwirt: 1809 Name? (evtl. Familie Spehr); 1832-1842 Spehr, Christian Friedrich (geb. etwa 1809); 1852 Spehr, Martin Gottlieb; 1859-1865 Reek, Karl; 1873 Preuße, Karl August (geb.1840 in Lossow); 1881 Preuße,Wilhelmine geb. Selchow (geb.1839 in Alt Immritz) Witwe von Karl Preuße; 1894 Schulz, Wilhelmine geb. Selchow (nach Wiederheirat); 1897 Preuße, Emil senior + Ehefrau Agnes geb. Freitag; 1917 Preuße, Agnes geb. Freitag als Witwe; 1928-1945 Preuße, Emil junior + Ehefrau Frieda geb. Fliehe.

Um 1925/1935 gab es hier auch eine angeschlossene Posthilfsstelle und Kolonialwaren.

Windmühle, Läden und Gasthöfe, das Schöpfwerk von Cocceji

Auf dem Los 3 von C-Neuwalde gab es mal eine Windmühle. Letzter Mühlenmeister war Emil Haase. Seine Mühle war bis etwa 1918/1925 in Betrieb.

Auf dem Los 5 von C-Neuwalde gab es einen Kolonialwarenladen (Lebensmittel und Genussmittel). Letzte Inhaber waren Paul Blocksdorf und Klara geb. Preuße.

Nebenan auf Los 6 ab 1900 auch einen kleinen Gasthof mit Otto Pape als letzten Betreiber.

Auf dem Gelände von Los 2 von C-Stubbenhagen, dort wo die Klemente am Wall Verbindung zum Parallelgraben hat, wurde zwischen 1890 und 1920 ein kleines Schöpfwerk errichtet. Das alte Gebäude steht noch 1999, jedoch sind die Maschinen jetzt in einem anderen Gebäude nahebei. Es besteht so Verbindung zwischen dem Hauptbett der Warthe mit der Klemente und dem Parallelgraben.

Auf dem Los 10 von C-Neudorf (Haus -Nr. 17 laut Dorfplan) gab es seit 1840 einen Gasthof und Laden für Kolonialwaren. Dieser wurde von 1904 bis 1927 von Paul Friedrich und danach bis 1945 von seinem Sohn Otto mit Ehefrau Elisabeth geb. Zielicke betrieben.

Nebenan im Haus 18 (ebenfalls Los 10) betrieb der Ausgedinger und vormalige Gastwirt Paul Friedrich um 1935 die Poststelle für Cocceji.

Einige Langzeit - Bewohner von Lossow

Die folgenden Familien haben zwischen 52 und 175 Jahren in den Dörfern Lossow bzw. Cocceji gewohnt; teilweise waren sie zuvor in Gerlachsthal oder Raumerswalde ansässig.

Giese etwa 155J Wehlitz 14oJ. Schmalle etwa 52 J.

Gottschalk 155J. Zielicke 149J. Haller etwa 100 J.

Schlösser 163J. Koberstein 170J. Just 175J.

Spehr 170J. Bartzke mind. 106J Weber mind. 108J.

Hohensee 170J. Blocksdorf 100J. Suchland mind. 132J.

Schüler 170J. Freitag 170J. Dickhoff etwa 78J.

Preuße mind. 146J. Schimmel etwa 70J. Linse mind. 57J.

Gustavus 175J. Böttcher etwa 75J. Machus mind. 131J.

Heyer 160j. Strauß 110J. Heyne mind. 130J.

Ringer 93J. Steinborn mind. 133J.

Jetzt folgt in der Originalausgabe Kurzbiographien einiger Langzeitfamilien, u.a. Giese, Gottschalk, Schlösser, Spehr, Hohensee, Schüler, Preuße, Gustavus, Ringer, Wehlitz, Koberstein, Bartzke, Blocksdorf, Freitag, Schimmel, Böttcher, Strauß, Steinborn, Haller, Just, Werk, Weber, Suchland, Dickhoff, Linse, Machus, und Heyne.

Der Müllermeister Martin Zielicke (geb. ca. 1773) wurde etwa 1796 mit Justine geb. Wache getraut. Auch sein Vater Georg Z.(geb.1747) war mit von der Partie beim Einzug in Lossow um 1796. Um 1826 stieg sein Sohn Friedrich Ferdinand Z. als Meister voll in den Betrieb ein; seine Ehefrau hieß Charlotte Friederike geb. Bollmann. Dessen Sohn wiederum Friedrich Wilhelm Z.(geb.1832) übernahm etwa 1855/ 1865 die Mühle. Er soll nach dem Tode der 1.Ehefrau deren Schwester (geb. Haller) geheiratet haben. Aus der 2.Ehe soll der letzte Müllermeister und letzte Bürgermeister von Lossow Richard Zielicke stammen (geb.1880), der bis 1945 den Hof Nr.27 bewohnte. Zeitweise besaß die Familie auch Los 2 in C-Neuwalde und Los 6 in C-Neudorf. Martin Z. war vor 1800 auch mal Meister auf der Obermühle in Kriescht.

Das Kriegsende 1945 in Lossow

Am 31. Januar kündigte sich das Ende der Kriegskämpfe im Dorf an. Russen zogen am Wall in Cocceji und Lossow vorbei; in Landsberg waren sie schon am Tag zuvor gewesen. Die Besatzungszeit begann am 1.2. 1945 bis zur Ausweisung am 25.6.1945; die zahlreichen Morde und Selbstmorde und das Verschleppen der Zivilisten wurde anschaulich im Landsberger "Heimatblatt" vom Juni 1995 dargestellt. Dort sind viele Schicksale der Bevölkerung aus den Städten und Dörfern im Kreis Landsberg dokumentiert. Es gibt auch eine Aussage, dass die Russen erst ab 3.2.1945 hier gesehen wurden. Polnische Bürgermeister wurden am 8.Mai 1945 eingesetzt und Lossow bekam dann den neuen polnischen Namen Wlostow. Aus C-Neuwalde wurde Krzyszczynka, aus C-Neudorf Krzyszczuna.

Die Bewohner von Lossow 1936/1945

Die Kriegsjahre 1939/1945 haben für die Familien und Höfe zahlreiche Veränderungen gebracht. Viele Männer und Söhne mussten in den Krieg, die Familien rückten enger zusammen. Man stützte sich gegenseitig und half auf dem Hof. Häuser wurden für Evakuierte oder Bombenflüchtlinge aus Berlin oder Brandenburg freigemacht (z.B. Haus 18). Um die fehlende Arbeitskraft der Männer etwas zu ersetzen, wurden bis zum Kriegsende z.B. Russen als Arbeitskräfte eingeteilt für einige Höfe. Sie wohnten in einem ehemaligen Schuppen neben dem Gasthof Haus 28 und dem Spritzenhaus. Auch polnische Arbeitskräfte gab es im Dorf, die auf den jeweiligen Höfen untergebracht waren. Während des Krieges wurden noch schnell einige Höfe auf die neue Generation übertragen; teilweise waren die Eigentümer im Krieg geblieben.

Dieser Dorfbericht soll auch ein gutes Hilfsmittel für die Familienforscher in dieser Region sein. Deshalb sollte besonders die angestammte Bevölkerung gut beschrieben werden und deshalb wurde für die beiliegende Einwohnerliste zu jedem Hof der Zeitraum 1936/1945 gewählt. Diese Liste entstand nach intensiver Befragung per Brief, Telefon und persönlichem Interview. Viele Helfer haben nach 50 Jahren daran mitgewirkt. Das Liegenschaftsbuch füllte dann weitere Lücken. Für 1939 gibt die Statistik eine Einwohnerzahl von 186 an . In der Einwohnerliste könnten eventuell 10 – 15 Personen fehlen, z.B. Witwen und Witwer oder zu den Bauernhöfen gemeldete Landarbeiter oder einige Bauernsöhne oder Bauerntöchter waren 1939 noch nicht gemeldet worden, obgleich sie längst in anderen Dörfern oder Städten Fuß gefasst hatten.

Möge dieser Bericht einige Leser zu einem Heimatbesuch anregen, um vielleicht die Oma oder den Opa zum letzten Besuch der Heimat mitzunehmen. Auch werden die Nachfahren einmal fragen, wie war denn das damals.

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